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Nach zwei coronabedingten Verschiebungen hole ich in meiner Heimatstadt Bottrop in diesem Jahr endlich die Show zu meinem Bühnenjubiläum nach: 22+2. Man könnte sich natürlich auch von der anderen Seite nähern: Es ist ein Vierteljahrhundert minus Eins. Dabei bin ich doch selbst erst 25. – Dieser Running-Gag klappt seit einer Dekade von Jahr zu Jahr besser. Viele andere Witze hingegen, die man im jugendlichen Leichtsinn gemacht hat, wären heutzutage undenkbar. Wäre ich heute Politiker, hätte ich für einige Aussagen von früher schon längst zurücktreten müssen.

Damals kam zum Beispiel gerade Viagra auf den Markt. Das war ein tolles Novum für Männer, die ständig versucht hatten, den Harten raushängen zu lassen. Aber es gab auch Meldungen über Nebenwirkungen und Probanden, die daran verstorben seien. Das war natürlich bitter. Da hatte man es als Mann noch einmal richtig krachen lassen, hatte eine langanhaltende Erektion, aber dann ließ sich der Sargdeckel nicht schließen. Und was hätte wohl Dr. Freud gesagt zu Nekrophilie mit Viagra-Patienten. „Die Nacht der reitenden Leichen“, das war ursprünglich mal ein Horrorfilm. Man denke gar nicht erst an ein genreübergreifendes Remake mit Dolly Buster.

Kurz nach Viagra war dann BSE in aller Munde. Böse Eiweiße, die durch Rindfleisch aus Großbritannien auf den Menschen übertragen werden und das Hirn zu Matsche machen. Davor hatten alle Angst. Abzählreime wurden verboten wie: „Ene mene muh, und weg bist du.“ Steak essen war eine Mutprobe; der Besuch im Fastfood-Restaurant war wie Russisches Roulette – wegen der Hirnzellen zersetzenden Eiweiße ein regelrechter Nervenkitzel. Und im Nachhinein erklärt sich darüber auch das irre Verhalten von Boris Johnson.

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Aber BSE, HIV, MKS, NPD – diese ganzen Volkskrankheiten haben wir doch alle überlebt. Erst seit COVID-19 haben wir wieder Angst vor Infektionskrankheiten und deren Verbreitung. Ich hatte Ende der 90er schon eine Theorie dazu. Da hieß der amtierende Papst nämlich noch Johannes Paul II., war fast 80 und damals schon eine Ewigkeit im Amt. Da konnte man noch die Pointe bringen: Im Vatikan gehe das Gerücht um, der Papst wolle erst dann gehen, wenn der Messias kommt. Mit 84 hatte JP II. dann doch das Zeitige gesegnet. Sein Nachfolger Benedikt ist jetzt schon 95 geworden, und man hat den Eindruck, dass der immer noch älter und älter und immer älter wird – weil er Angst hat vor dem Jüngsten Gericht. JP II. hingegen war damals richtig beliebt, auch weil er immer auf Tour war. Der reiste mit dem Flugzeug ständig um die ganze Welt und küsste überall den Boden. Ich hatte daher spekuliert, dass der Papst immer neue Grippewellen nach Europa einschleppte. Es gibt doch auch dieses Kirchenlied „Einer hat uns angesteckt“. Zu Corona-Zeiten wäre eine solche Praxis gar nicht mehr vorstellbar. Was würde das auch für ein Bild abgeben: Franziskus fliegt trotz Reiseverbots nach Shanghai, küsst den Boden, und nach seinem Abflug kommt die Desinfektionskolonne und sprüht den Asphalt ein. Das wäre eine Abtreibungssymbolik, die jede gute Absicht des Kirchenoberhaupts durchkreuzte. Und am Ende titelt noch die BILD-Zeitung eine Genitiv-Konstruktion: „Shanghai-Shutdown nach Francis’ Kuss“. – So schnell hat man alte Witze wiederaufbereitet.

Aber neben solchen ollen Kamellen gibt es auch Gags, die völlig zeitlos sind. Das sieht man aktuell im Landtagswahlkampf. Da hängen wieder überall Plakate mit so schönen Slogans wie: „Wählen Sie uns: Konsequent. Fair. Engagiert.“ Und man fragt sich immer, warum da nie die Wahrheit draufstehen kann: „Ihre Stimme für uns: Machtgeil. Vorbestraft. Korrupt.“ Da weiß man, was man hat. – Dieser Gag wird von zahlreichen Politikern – aller Generationen – aus allen Parteien – ständig aktualisiert. Danke!

Nä. Termine (Auswahl): 

13.+14.05.2022: Oberhausen (Nachgewürzt) // 15.05.2022: Bottrop (Comedy im Saal) // 17.+18.05.2022: Kirchhellen (Kabarett im Hof) // 19.05.2022: Gladbeck (DreierPasch) // 12.06.2022: Bottrop (Bühnenjubiläum) // Alle Termine: www.benjamin-eisenberg.de

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