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Siegen durch Nachgeben

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Beim Judo geht es nicht allein darum Stärke zu beweisen, sondern in erster Linie um die Vermittlung von Werten.

Aus dem Osten Deutschlands, über Kanada, Japan, Frankreich, Österreich und die Schweiz bis in den Pott. Auf seinem Weg hat der 47 Jahre junge Sven Helbing schon einige Wettkämpfe international miterlebt. Seit 41 Jahren ist er diesem Sport sehr verbunden. Begonnen hat seine Karriere in der Nähe von Leipzig. Dort hat er Sport studiert und seine Trainerlizenz erworben.

Während er gerade noch in Schkeuditz einen Verein mitgründete, bekam er das nächste Angebot. Einige Jahre nach seiner Tätigkeit als Jugend- und Bundesligatrainer sowie einen Meisterschaftssieg später für den ASV Salzburg, knüpfte er durch die ELE-Team-Challenge, ein Meisterschaftsturnier das 2009 in Bottrop stattfand, den Kontakt zu Volker Tapper, Teammanager des Bottroper JC 66. Aufgrund eines geplanten Projektes kamen die zwei ins Gespräch. Judo sollte in den Schulen Bottrops etabliert werden. „Ich war von neuen Möglichkeiten wie man Judo verbreitet, begeistert“, freut sich Helbing und fügt hinzu: „Vor allem aber davon, wie die Wertevermittlung und die Historie dieser Sportart, wieder mehr in den Mittelpunkt gerückt werden könnten. Ein Jahr danach brach er seine Zelte in Österreich ab und zog ins Ruhrgebiet.

„Ich habe jahrelang in der deutschen Nationalmannschaft gekämpft und erfolgreich an der ein oder anderen Meisterschaft teilgenommen“, erzählt der Familienvater. „Internationale Wettkämpfe habe ich natürlich auch miterlebt. Darunter zwei Welt- und zwei Europameisterschaften.“ Besonders beeindruckt war er von den Wettkämpfen in Japan, dem Mutterland des Judo, wo er gemeinsam mit einen Trainingskollegen aus Leipzig eine Kooperation mit einer High-School einging.

„Deutschland ist leider ein Fußballland, aber ich glaube, dass man die Menschen trotzdem für Judo begeistern kann.“
„Ich liebe es, dass man sich nicht verstecken kann – Judo kann man zwar auch in einer Mannschaft ausüben, trotzdem stehst du allein auf der Matte. Du bist in diesem Moment verantwortlich, du gewinnst oder verlierst“, erzählt er ziemlich mitreißend. Trotz jahrelanger Olympia Vorbereitung kann in einer Sekunde eines Kampfes alles vorbei sein. Die psychischen Anforderungen, die Judo mit sich bringt, können in Bezug auf das Leben nachhaltig sein. „Mir hat es in Prüfungssituationen sehr geholfen, weil ich besser mit dem Druck, den Erwartungen umgehen und meine Nervosität kontrollieren konnte“, erläutert er. Kinder, die beispielsweise schon früh ihre erste Prüfung für den weiß-gelben Gürtel ablegen, lernen bereits in jungen Jahren mit derartigen Situationen zurechtzukommen.

Judo fordert den Körper und fördert die Konzentration
Arme, Beine, Ausdauer, Bauchmuskeln, aber auch die Technik, Schnelligkeit und Wertevermittlung spielen eine bedeutende Rolle beim Judo. Drei Prinzipien zählen zum Ursprung dieses Kampfsports. Siegen durch Nachgeben, Optimales Nutzen der geistigen und körperlichen Energie sowie Wechselseitiges Gedeien.
Siegen durch Nachgeben heißt die Kraft des Gegners zu nutzen und auf die beste Angriffsmöglichkeit zu warten. Das kann man sich so vorstellen: Wenn zwei Menschen sich streiten, steht Kraft gegen Kraft, nichts bewegt sich, da ist es manchmal besser, für einen Moment nachzugeben, um Bewegung hineinzubringen und damit einer Lösung entgegenzugehen.
Optimales Nutzen der geistigen und körperlichen Energie ist selbsterklärend. Es ist wichtig zu wissen, wie man die eigene Kraft korrekt einsetzt und man muss darüber Bescheid wissen, was passiert, wenn ich was tue.  Das Wechselseitige Gedeien bildet das dritte Judoprinzip. „Beim wechselseitigen Gedeien sollten sich beide Kampfpartner gemeinsam fordern. Ich muss immer darauf achten, dass meinem Partner nichts zustößt und er mit mir gemeinsam die Chance hat, besser zu werden. Wenn der Partner stärker wird, hat man selbst die Chance stärker zu werden“, fügt Helbing hinzu. In Japan wird auf diese Prinzipien viel Wert gelegt. Dort korrigieren sich die Kämpfer ständig gegenseitig. Da muss oft ein Trainer gar nicht eingreifen.

Die Piraten – JC 66
In Leipzig war der Judo-Master nebenbei in der Presse- und Öffentlichkeitsarbeit für seinen Sport tätig. Das zieht er bis heute durch, um diesen Sport verstärkt publik zu machen. Sowohl als Trainer des Bottroper Bundesliga-Teams des JC 66, legte er Wert auf das Mitgestalten öffentlicher Maßnahmen und Veranstaltungen. Inzwischen, als Nachwuchstrainer und Sportlicher Leiter des Städtischen Judoförderprojektes an den Bottroper Schulen versucht er weiterhin, die Öffentlichkeit für Judo zu interessieren. „Wir haben hier in Bottrop ein ungemeines Potential, was es noch weiter auszuschöpfen gilt. Und ich kenne so viele begeisterte Judokämpfer von 4 bis 84. Ich möchte gern noch mehr Leuten zeigen, was für ein wert- und wertevoller Sport Judo ist.“

Auch beim Judo können persönliche Grenzen erreicht werden
„Klar musst du mit Niederlagen umgehen können. Das lernt man schnell und schon sehr zeitig. Doch gerade aus Niederlagen gibt es viel zu lernen. Das gehört in jedem Sport dazu. Es gab auch schonmal Tage, an denen du nach dem Training unter der Dusche stehst und die Arme so ausgepowert waren, dass du dir nicht mal mehr die Haare waschen kannst. Auch das gehört dazu, wenn man sich einer Sache verschrieben hat und ganz nach oben will. Aber das wären für mich persönlich niemals Gründe, den Anzug an den Nagel zu hängen“, schmunzelt der 47-jährige. „Dafür hat mir Judo immer zu viel gegeben, als dass ich damit aufhören würde.“

Sven Helbing und seine Verbindung zu Bottrop
Auch wenn er sich gut in Bottrop eingelebt hat, bleibt der Kontakt zur alten Heimat natürlich bestehen. Egal ob Leipzig oder Salzburg, bei jedem Besuch dort trifft er alte Weggefährten. „Im Judo ist man halt eine große Kampffamilie.“, so Helbing. Nach inzwischen zehn Jahren in Bottrop hat er hier Freunde und Familie, nicht zuletzt, weil seine Freundin aus Datteln kommt.

Für die nächsten Jahre zählt zu seinen Zielen, vor allem das Schulprojekt voranzutreiben. „Wir haben wahnsinnig viele Ideen, Kinder in deren Entwicklung zu fördern, zu motivieren und zu unterstützen, Lehrern helfend zur Seite zu stehen und den Umgang untereinander mittels Wertevermittlung zu verbessern. Dann haben alle Bottroper auch etwas von unserem Projekt. Den Kindern jedenfalls macht es immer riesige Freude, in den Judoanzug zu schlüpfen und selbst wenn sie nur bis zum weiß-gelben Gürtel Judo lernen würden, bekommen sie eine Menge für die Zukunft vermittelt“, lächelt er zufrieden.

Text: Caroline Höfels und Sven Helbing; Fotos: Sven Helbing und Holger Czeranski

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Redaktion
Autor: Redaktion

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