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„Wir sind kein Sterbehaus, wir sind eine Herberge!“ – Zehn Jahre Hospiz Bottrop

Seit zehn Jahren begleitet das stationäre Hospiz in Bottrop sterbenskranke Menschen auf ihrem letzten Weg.

Christoph Voegelin leitet seit zehn Jahren das Bottroper Hospiz. Foto: Holger Czeranski
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Als am 3. März 2014 der erste Gast in das stationäre Hospiz an der Osterfelder Straße einzog, war es in den Köpfen vieler Bottroper noch ein „Sterbehaus“. Das hat sich zehn Jahre später glücklicherweise deutlich geändert. Nicht nur die Akzeptanz der Bevölkerung ist eine andere, auch andere Einrichtungen in Bottrop sehen das Hospiz schon lange nicht mehr als Konkurrenz.

Seit Tag 1 des Bottroper Hospizes mit dabei ist Leiter Christoph Voegelin. Im Laufe der zehn Jahre haben er und sein Team 1.480 Gäste betreut – der jüngste Gast war 26, der älteste 96 Jahre alt. Der längste Aufenthalt dauerte dabei 799 Tage, der kürzeste lediglich 20 Minuten. Rund 4 Prozent der Gäste haben das Hospiz auch wieder verlassen, um noch eine Zeit zu Hause oder in einem Heim zu leben. Die meisten kamen dann jedoch irgendwann zurück, weil sich ihre Erkrankung verschlechtert hatte.

„Es ist toll zu sehen, dass viele Menschen in einer Extremsituation an ihrem Lebensende noch unheimlich viel an Dankbarkeit und Freundlichkeit geben können. Es ist oft aber auch schade, dass man die Menschen nur in einer Lebenssituation kennenlernt, in der man weiß, dass sie sterben werden“, erzählt Voegelin.

Gespräche zur Verarbeitung

Gäste, die sehr jung sind, oder solche, bei denen Kinder in der Familie leben, oder solche, die um jeden Tag kämpfen – so etwas lasse das Hospiz-Team nicht kalt. Gespräche, Supervisionen würden dann bei der psychischen Verarbeitung solcher Schicksale helfen. Insgesamt arbeiten aktuell 18 Pflegekräfte, zwei Verwaltungskräfte sowie Christoph Voegelin als Leiter in der Einrichtung.

Zudem unterstützen rund 20 Ehrenamtliche das Hospiz-Team. „Es waren mal 30, aber aus Altersgründen und durch Corona sind es weniger geworden. Wir werden aber bald wieder einen Aufruf starten“, sagt der Hospizleiter. Seit dem ersten Tag der Öffnung arbeite das Hospiz zudem eng mit der ambulanten Hospizgruppe Bottrop zusammen.

Kollegialer Austausch

Mittlerweile pflege man zudem einen sehr kollegialen Austausch zu den Einrichtungen im Umkreis des Hospizes. „Das war nicht immer so. Am Anfang wurden wir eher als Konkurrenz angesehen, aber heute ist klar, dass wir alle das Gleiche wollen: die bestmögliche Versorgung sterbenskranker Menschen in Bottrop“, so Christoph Voegelin.

Vorurteile hätten zur Öffnung des Hauses vor zehn Jahren auch viele Bottroper im Kopf gehabt. Für viele seien sie das „Sterbehaus“ gewesen. Dabei sei man viel mehr eine Herberge, in der gelebt werde. „Das Sterben ist nur eine Momentaufnahme am Ende der Zeit bei uns.“ Das sei mittlerweile auch bei den Bottropern angekommen und immer wieder kämen Menschen in das Hospiz, um sich einfach über die Einrichtung und das Konzept dahinter zu informieren.

Stadtfest und Tag der offenen Tür

Wer ebenfalls mehr über das Hospiz wissen möchte, der kann beispielsweise den Stand des Hauses beim Bottroper Stadtfest besuchen oder zum Tag der offenen Tür am 22. September einen Blick in die Einrichtung werfen. Geplant ist zudem ein klassisches Konzert mit einem ukrainischen Orchester am 12. Juni in der Martinskirche.

Mehr Informationen gibt es auch unter www.hospizbottrop.de.

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Manuela Hollstegge
Autor: Manuela Hollstegge

Ich bin gebürtige Dorstenerin und schon immer die gewesen, die gerne und gut schreibt. Nach meinem Kommunikationswissenschaftsstudium habe ich bei der Westdeutschen Zeitung in Düsseldorf volontiert und danach als Redakteurin bei der Dorstener Zeitung gearbeitet. Dort habe ich Kirchhellen und Bottrop kennen und lieben gelernt. Seit Juli 2021 bin ich als freie Journalistin unterwegs und arbeite für verschiedene Medien in der Umgebung.

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